Der Geiger Michel Barenboim kritisiert die Kritik an der Ausladung des Dirigenten und erklärt in einem taz-Interview seinen Kampf für Gaza.
English summary: Violinist Michael Barenboim defends Lahav Shani’s exclusion from a Belgian festival, criticizing claims of antisemitism. In a taz interview, he accuses Shani of failing to denounce Israel’s war in Gaza, calls it genocide, and organizes benefit concerts for Palestine.
Berlin (BC) – Der Musiker Michael Barenboim verteidigt die Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani bei einem Festival im belgischen Gent und zieht Parallelen zur Trennung der Münchner Philharmoniker vom russischen Dirigenten Waleri Gergijew. Shani habe sich als Chef des Israel Philharmonic Orchestra nicht klar genug vom Vorgehen der israelischen Regierung im Gazakrieg distanziert, sagt Barenboim im Gespräch mit der taz. Dabei erwähnt er allerdings nicht den wesentlichen Unterschied, dass Gergijew bis heute aktiver Propagandist Putins ist, wohingegen Shani sich mehrfach für Frieden sowohl auf israelischer als auch auf Palästinensische Seite ausgesprochen hat.
Barenboim widerspricht Politikern wie Bundeskanzler Friedrich Merz oder Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, die in dem Schritt der Ausladung Antisemitismus sehen (so haben wir auch bei BackstageClassical kommentiert). »Das hat mit seiner jüdischen Identität nichts zu tun, sondern mit dem Vorwurf der Mitschuld am Genozid«, sagt Barenboim. Politiker hätten entweder die Begründung des Festivals nicht gelesen »oder sie haben es absichtlich missverstanden«. Auch hier verschweigt Barenboim, dass das vorgefertigte Manifest, das Shani unterschreiben sollte, eindeutig tendenziös war.
Barenboim wirft Shani vor, das Vorgehen der israelischen Armee in Gaza nicht zu thematisieren, erwähnt aber auch in diesem Gespräch nicht das Massaker der Hamas-Krieger gegen die jüdische Bevölkerung am 7. Oktober (das tat er allerdings zuvor im Tagesspiegel).
Barenboim spricht im Interview auch vom »Genozid in Gaza«, für den aus seiner Sicht international weitgehend Konsens bestehe. Nur in Deutschland werde dies offiziell geleugnet. Angesichts des Schweigens vieler Klassik-Kollegen organisiert er derzeit Solidaritäts- und Benefizkonzerte für Palästina. »Wenn man sich für die Ukraine einsetzt, hat man Rückenwind. Wenn man sich für Palästina einsetzt, bläst einem der Wind ins Gesicht«, sagte er.