Im Juni tritt ein neuer Tarifvertrag für freischaffende Künstlerinnen und Künstler an den Theatern in Kraft. Was bedeutet das?
English summary: A new collective agreement for freelance artists at theaters will take effect in June 2025. For the first time, the Deutsche Bühnenverein and unions BFFS, GDBA, and VdO have agreed on terms for freelancers, covering illness pay, vacation days, and cancellation fees. This affects soloists, choristers, and dancers. However, some critics argue it lacks key regulations and worsens conditions compared to pre-COVID times.
BERLIN – Erstmals haben sich der Deutsche Bühnenverein und die Gewerkschaften BFFS, GDBA und VdO auf tarifliche Regelungen für freie Künstlerinnen und Künstler geeinigt. Der neue Tarifvertrag Gast, der am 1. Juni 2025 in Kraft treten soll, regelt die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsansprüche und Ausfallgagen bei abgesagten Vorstellungen.
Die Vereinbarung betrifft Solistinnen, Choristinnen und Tänzerinnen, die nicht fest angestellt, sondern produktionsbezogen engagiert werden. Sie haben nun Anspruch auf Urlaub, wenn sie mindestens 26 Beschäftigungstage vereinbart haben. Im Krankheitsfall erhalten sie eine im Tarifvertrag festgelegte Entgeltfortzahlung. Wird eine Vorstellung von der Bühne abgesagt, sieht der Vertrag gestaffelte Ausfallgagen vor.
Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins, bezeichnete den Abschluss als »Meilenstein«, der »verbindliche Regelungen, faire Rahmenbedingungen für die Arbeitsverhältnisse von nicht ständig Beschäftigten und zugleich Rechtssicherheit für unsere Mitglieder und deren Beschäftigte« schaffe.
Michael Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, äußerte die Erwartung, dass nun auch der »Normalvertrag Bühne« wieder mit allen Gewerkschaften in Kraft gesetzt werden könne, da auch die festen Ensembles sichere Rahmenbedingungen bräuchten. Die Gewerkschaften GDBA und BFFS hatten diesen zum 31. Dezember 2024 gekündigt; derzeit arbeiten die Tarifparteien an einem Teilabschluss.
Die Gewerkschaften BFFS, GDBA und VdO betonten die »bedeutende Verbesserung«, da erstmals das Risiko von Krankheit und Vorstellungsausfall tariflich verbindlich geregelt werde und sogenannte »Knebelverträge« der Vergangenheit angehörten.
Kritische Stimmen sehen den Tarifvertrag jedoch auch mit gemischten Gefühlen. Zwar wird begrüßt, dass nach dem Parsifal-Urteil von 2007 die tariflose Zeit beendet ist und Gäste nun einen Tarifvertrag haben. Allerdings wird bemängelt, dass wichtige Regelungsbereiche fehlen und die Situation der Gäste sich im Vergleich zu Vor-Corona-Bedingungen teilweise verschlechtert habe. Ein Kritikpunkt ist die Ausweitung der »Höheren Gewalt« auf behördliche Untersagungen und Streiks, ebenso wie die neuen Auszahlungsregelungen für abgesagte Vorstellungen.