Der Kieler GMD verstand sich als Diener der Musik, gerade hat er den Dortmunder Ring in der Regie von Peter Konwitschny dirigiert.
English summary: Gabriel Feltz, GMD in Kiel and Dortmund, was acclaimed for both classic and contemporary music. Renowned for teamwork, he led the Dortmund Ring cycle and fostered musical collaboration.
Kiel / Dortmund (BC) – Der Dirigent Gabriel Feltz ist tot, er starb am Freitag plötzlich und unerwartet im Universitätsklinikum Essen. Das bestätigte das Theater Dortmund gegenüber BackstageClassical am Samstag. Der amtierende GMD des Theater Kiel stand seit 2013 an der Spitze der Dortmunder Philharmoniker, zugleich war er Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund. Zudem leitete er seit 2017 das Belgrader Philharmonische Orchester. Internationale Anerkennung erhielt er nicht nur für Interpretationen des klassisch-romantischen Kernrepertoires, sondern auch für sein Eintreten für zeitgenössische Musik. In der letzten Saison sorgte Feltz für Aufhorchen, weil er in Dortmund den Ring-Zyklus in der Regie von Peter Konwitschny leitete.
Feltz war für seine präzise Schlagtechnik bekannt, seinen analytischen Blick und das feine Gespür für Klangbalance. In Interviews betonte er immer wieder seine Haltung, Musik vor allem als gemeinschaftlichen Prozess zu sehen. So sagte er in einem Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, entscheidend sei nicht die Selbstdarstellung des Dirigenten, sondern »das gemeinsame Atmen mit dem Orchester«. Seine künstlerische Doppelrolle in Dortmund und Belgrad beschrieb er einst als »Glücksfall«, der ihm den Blick auf unterschiedliche Klangkulturen eröffne.
Inzwischen hat auch das Theater Kiel Feltz‘ Tod bestätigt. »Gabriel Feltz war ein Dirigent mit unerschütterlicher Leidenschaft und außergewöhnlicher Musikalität«, sagt Generalintendant Daniel
Karasek. »Er hatte große Pläne für Kiel, und es ist tragisch, dass er sie nicht mehr umsetzen konnte. Wir verneigen uns vor seinem Lebenswerk und trauern um einen Freund und Kollegen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.«
Feltz, 1971 in Berlin geboren, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Nach frühen Stationen in Lübeck, Bremen und Hamburg war er zunächst Stellvertreter von GMD Lothar Zagrosek an der Staatsoper Stuttgart und von 2004 bis 2013 Chefdirigent der Stuttgarter Philharmoniker. Davor war er von 2000 bis 2005 GMD am Theater Altenburg Gera.
In Dortmund setzte er Akzente mit ambitionierten Aufführungen von Mahler-Zyklen, mit Engagement für Komponisten wie Rihm und Lachenmann sowie mit international beachteten Opernproduktionen. Kolleginnen und Kollegen schätzten ihn als stets neugierigen Musiker ohne Allüren. »Unser Beruf heißt Dienst an der Musik«, erklärte er einmal; er habe ihn nie als Solokarriere, sondern immer als Teamarbeit verstanden.
Die Musikwelt verliert mit Gabriel Feltz einen Musiker, der sich gleichsam der Tiefe wie der Vermittlung verschrieb. Immer wieder hatte er betont, dass ein Konzert dann gelungen sei, wenn es »echte Begegnung zwischen Bühne und Publikum« ermögliche.