Der Dirigent Gabriel Feltz ist tot  

August 30, 2025
1 min read
Der Dirigent Gabriel Feltz (Foto: Mladenovic)

Der Kieler GMD verstand sich als Diener der Musik, gerade hat er den Dortmunder Ring in der Regie von Peter Konwitschny dirigiert.

English summary: Gabriel Feltz, GMD in Kiel and Dortmund, was acclaimed for both classic and contemporary music. Renowned for teamwork, he led the Dortmund Ring cycle and fostered musical collaboration.

Kiel / Dortmund (BC) – Der Dirigent Gabriel Feltz ist tot, er starb am Freitag plötzlich und unerwartet im Universitätsklinikum Essen. Das bestätigte das Theater Dortmund gegenüber BackstageClassical am Samstag. Der amtierende GMD des Theater Kiel stand seit 2013 an der Spitze der Dortmunder Philharmoniker, zugleich war er Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund. Zudem leitete er seit 2017 das Belgrader Philharmonische Orchester. Internationale Anerkennung erhielt er nicht nur für Interpretationen des klassisch-romantischen Kernrepertoires, sondern auch für sein Eintreten für zeitgenössische Musik. In der letzten Saison sorgte Feltz für Aufhorchen, weil er in Dortmund den Ring-Zyklus in der Regie von Peter Konwitschny leitete.  

Feltz war für seine präzise Schlagtechnik bekannt, seinen analytischen Blick und das feine Gespür für Klangbalance. In Interviews betonte er immer wieder seine Haltung, Musik vor allem als gemeinschaftlichen Prozess zu sehen. So sagte er in einem Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, entscheidend sei nicht die Selbstdarstellung des Dirigenten, sondern »das gemeinsame Atmen mit dem Orchester«. Seine künstlerische Doppelrolle in Dortmund und Belgrad beschrieb er einst als »Glücksfall«, der ihm den Blick auf unterschiedliche Klangkulturen eröffne.

Inzwischen hat auch das Theater Kiel Feltz‘ Tod bestätigt. »Gabriel Feltz war ein Dirigent mit unerschütterlicher Leidenschaft und außergewöhnlicher Musikalität«, sagt Generalintendant Daniel
Karasek. »Er hatte große Pläne für Kiel, und es ist tragisch, dass er sie nicht mehr umsetzen konnte. Wir verneigen uns vor seinem Lebenswerk und trauern um einen Freund und Kollegen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern.«

Feltz, 1971 in Berlin geboren, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Nach frühen Stationen in Lübeck, Bremen und Hamburg war er zunächst Stellvertreter von GMD Lothar Zagrosek an der Staatsoper Stuttgart und von 2004 bis 2013 Chefdirigent der Stuttgarter Philharmoniker. Davor war er von 2000 bis 2005 GMD am Theater Altenburg Gera.

In Dortmund setzte er Akzente mit ambitionierten Aufführungen von Mahler-Zyklen, mit Engagement für Komponisten wie Rihm und Lachenmann sowie mit international beachteten Opernproduktionen. Kolleginnen und Kollegen schätzten ihn als stets neugierigen Musiker ohne Allüren. »Unser Beruf heißt Dienst an der Musik«, erklärte er einmal; er habe ihn nie als Solokarriere, sondern immer als Teamarbeit verstanden.

Die Musikwelt verliert mit Gabriel Feltz einen Musiker, der sich gleichsam der Tiefe wie der Vermittlung verschrieb. Immer wieder hatte er betont, dass ein Konzert dann gelungen sei, wenn es »echte Begegnung zwischen Bühne und Publikum« ermögliche.

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Liebe Beatrice Venezi,

Sie blasen der Frauenquote den Marsch, Sie glauben, dass Musik nationale Identität stiftet, und Ihre beste Freundin ist Giorgia Meloni. Sie sind die Ministerpräsidentin des schlechten Tones! Bislang kannten wir italienische Dirigenten

Wiener Musikverein bestätigt Futterknecht

Der Vertrag der kaufmännischen Direktorin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Renate Futterknecht, ist bis Ende Februar 2031 verlängert worden. English summary: Renate Futterknecht’s term as commercial director of Vienna’s Musikverein has

Lieber Michael Barenboim,

ich glaube Ihnen ihre unglaubliche Sehnsucht nach Frieden! Die haben wir alle: Keine Kinder mehr, die Israel in Gaza krepieren lässt, und endlich Freiheit für die Geiseln der Hamas-Schlächter!  Aber Sie sind

Lieber Joe Chialo,

ich habe Sie neulich im Foyer der Hamburgischen Staatsoper gesehen. Waren Sie das überhaupt? Waren Sie wirklich freiwillig in der Oper? In Berlin wollten Sie die Theater doch noch abholzen! Waren Sie

Hier irrst Du, Brüggemann!

Einige Gedanken über bildungsbürgerliche Arroganz im Feuilleton, die Angst vor Farbe und eine Verteidigung der populären Klassik-Übertragung. Eine Replik von Thomas Schmidt-Ott.

Don't Miss