Rauswurf des Geschäftsführers in Kassel nun einvernehmlich

November 12, 2024
1 min read
Das Theater in Kassel: Hier tobt gerade ein Machtkampf (Foto: BC)

Kassels Geschäftsführer wurde erst im Februar berufen, dann gegen seinen Willen rausgeschmissen. Nun ist man sich über den Abschied einig geworden – Fragen bleiben dennoch.

In September hat BackstageClassical über den Rauswurf des Kassler Geschäftsführer Dieter Ripberger berichtet. »Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.« Dieser Satz von Friedrich Nietzsche war damals auf dem Facebook-Profil von Ripberger zu lesen. Dann wurde bekannt, dass Ripberger ohne Angabe von Gründen gekündigt wurde. Und der – und das Theater erhoben Einspruch.

Nun haben sich das Hessische Ministerium für Kunst und Kultur und der Direktor des Staatstheaters Kassel offensichtlich einvernehmlich auf eine Beendigung ihrer Zusammenarbeit geeinigt. Dies teilte das Ministerium am Montag in einer Erklärung mit. Ripberger war erst im Februar 2024 unter der damaligen Ministerin Angela Dorn (Grüne) als Geschäftsführer berufen worden. Im September stellte Dorns Nachfolger Timon Gremmels (SPD) ihn überraschend frei. Ripberger selbst ließ damals über seinen Anwalt mitteilen, dass die Entscheidung »völlig unerwartet und aus heiterem Himmel« kam und ihm hierfür »keinerlei Begründung« genannt worden sei. Auch das Staatstheater hatte sich kritisch geäußert und erklärt, große Teile der Belegschaft stünden hinter Ripberger und könnten eine Kündigung nicht nachvollziehen.

Anzeige

Beobachter des Theaters witterten in der Causa Ripberger einen kleinen Aufstand des Theaters unter seinem Intendanten Florian Lutz gegen die Landespolitik. Lutz war zuvor gegen den Protest des Orchesters als Intendant verlängert worden.

In der aktuellen Mitteilung des Ministeriums erklärte Ripberger nun, er akzeptiere »den Gestaltungsanspruch des Staatsministers hinsichtlich der Besetzung dieser Schlüsselposition am Staatstheater Kassel«. Er bedankte sich für die »Freude und Ehre«, das Haus durch strategische Projekte begleitet zu haben, und wünschte dem Theater in Zukunft »Ruhe, Geschlossenheit und Motivation für die gemeinsamen Ziele«.

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Liebe Elisabeth Leonskaja,

ich muss noch einmal auf Ihren Auftritt in Moskau zurückkommen. Gerade, weil ich Sie als Künstlerin schätze. Sie haben Anfang des Monats in Russland gespielt, Tickets für Ihr Konzert wurden kostenlos an

Zoff ums Kennedy Center

Ein US-Demokrat wirft den Leiter des Kennedy Center, Richard Grenell, Verfehlungen vor – der weist die Anschuldigungen zurück.

Aber er hat ja gar nichts an! 

Nick Pfefferkorn, Leiter des Verlags Breitkopf & Härtel, hat den Zustand der zeitgenössischen Musik kritisiert. Der folgende Aufschrei zeigt die Fragilität eines Betriebs, der Kritik schnell als Majestätsbeleidigung deutet. Thomas Schmidt-Ott hat

Lieber Thilo Mischke,

gestern Abend habe ich zum Einschlafen den Podcast Hotel Matze mit Ihnen als Gast eingeschaltet. Aber anstatt runter zu kommen, bekam ich Puls. Vergessen wir In 80 Frauen um die Welt und

Plácido Bonnwitschny

Heute mit existenziellen Fragen, ob das Dogma die Kunst tötet, mit Bonner Merkwürdigkeiten und der Frage nach der Legitimation von Radioorchestern.   

Seid verschlungen, Millionen

Kulturbaustellen in Köln und Bonn: Teuer und orientierungslos. Am 16. Dezember soll die Beethovenhalle in Bonn eröffnet werden, dem Theater in Köln drohen die Auswirkungen einer erneuten Haushaltssperre. Ein Situationsbericht von Guido Krawinkel.

Liebe Giorgia Meloni,

zugegeben, ich habe gedacht, dass Italien und Europa in wenigen Monaten untergehen, wenn Sie Ministerpräsidentin werden. Aber Sie betreiben seit Ihrem Amtsantritt eine Charmeoffensive: Lächeln mit Trump, diplomatisches Tanzen auf europäischem Parkett

Verpassen Sie nicht ...