Sie sind Landeshauptfrau von Salzburg. Sie stecken in einer Koalition mit der FPÖ und sind Mitglied im Kuratorium der Salzburger Festspiele. Sie tun mir leid. Sie regieren ein Königinnenreich voller Tretminen.
Diesen Sommer haben Sie gesagt, die Festspiele seien ein »Dampfer«. Ein »robustes, unerschütterliches Institut für Frieden, Menschlichkeit und Humanismus.« Sie sprachen von einem »Gesamtkunstwerk, das versucht »Traumata aufzuarbeiten, Hoffnung zu geben und dennoch tagespolitisches Geschehen auszublenden.«
Aber seit einiger Zeit gibt es Probleme mit Ihrem Kapitän. Sein Salzburger Heimathafen, das »Café Bazar«, hat ihm schon Mal Hausverbot erteilt, Regisseur Michael Sturminger befürchtet, er könne sich als »uneingeschränkter Herrscher« generieren, und nun wirft Ex-Schauspielchefin Marina Davydova ihm auch noch »psychische Probleme« und »Narzissmus« vor. Und was sagt eigentlich die Festspielpräsidentin? Hat sie Ihnen schon Mal ihre Logbücher gezeigt?
Ihr Festspieldampfer ist in letzter Zeit ein bisschen oft an der Kaimauer entlanggekratzt und selber zum Thema der Tagespolitik geworden. Beim »Aufarbeiten der Traumata« haben Sie sicherlich nicht an Ihren Kapitän gedacht, oder?
Am 12. Dezember werden Sie im Festspiel-Präsidium über die neue Situation beraten. Fährt ihr Dampfer noch unter der Flagge des Humanismus? Ist er noch der Stolz der Salzburger Kulturflotte? Normalerweise verlässt der Kapitän das sinkende Schiff als letzter. Es könnte sein, dass Sie viele Frauen und Kinder retten, wenn er es vor ihnen verlassen müsste.

            
                