Hannah Schmidt und Axel Brüggemann debattieren in ihrem Podcast Takt&taktlos den Festspielsommer, den Orgelhype, die Musikkritik und die Kulturförderung – und die Frage, wie sich Kritiker zu Schildkröten verwandeln.
In der vierten Folge von Takt&taktlos berichtet Hannah Schmidt über einen Friseurbesuch, bei dem sie am Ende »exakt die gleiche Frisur wie Johanna Malwitz« hatte – »nur halt in grün«. Axel spricht über eine Begegnung mit »Christian Thielemann« unter dessen Foto in Bayreuth.
Ein zentrales Thema dieser Folge ist die Selbstkritik im Musikjournalismus. Während Hannah über ihre eigene Rolle reflektiert, bemerkt Axel, das es ihm vorkommt, als würden am Ende ihres Lebens alle Musikjournalisten zu Schildkröten mutieren.
Weiter geht es mit einer Diskussion über Operninszenierungen und die »Wahrhaftigkeit zur Musik« anhand der Bayreuther Meistersinger-Aufführung und von Giulio Cesarein Salzburg. Axel vergleicht Peter Konwitschny, der seinen Inszenierungen stets seinen Stempel aufdrückt, mit Hans Neuenfels, der sich jeder Oper neu anpasst und sich so selbst immer wieder neu erfunden hat.
Ein weiteres Thema ist die neue Generation des Musikjournalismus und die Darmstädter Ferienkurse. Hannah gratuliert Patrick Becker zum Reinhard Schulz Preis für seine Interviewreihe in den Positionen, die sie als überraschend und vorbildlich hervorhebt.
Hanna schildert außerdem, wie der Unichor Köln Brahms‘ Liebeslieder Walzer mit problematischen, »schlimm sexistischen und misogynen« Texten von Georg Friedrich Daumer aufführte und wie der Chor durch intensive Diskussionen zu einer kreativen Lösung fand. Axel befürwortet Diskussionen über solche Inhalte, plädiert aber dafür, Originale so weit wie möglich zu bewahren und zu kontextualisieren. Er betont: »Wir müssen das im Kontext debattieren und das halte ich für wichtig«. Hanna stellt klar, dass es nicht um Verbote geht, sondern um die zeitgemäße Interpretation und Neuinszenierung alter Werke.
Begeisterung herrscht beim Thema des Hypes um die Organistin Anna Lapwood. Hannah berichtet von einem kostenlosen Orgelkonzert der Organistin im Kölner Dom, zu dem »einfach 13 000 Menschen gekommen sind. Die Schlange war anderthalb Kilometer lang«. Hanna erklärt Lapwoods Virtuosität, ihre Adaptionen von Filmmusik und wie sie durch TikTok-Videos viral ging.
Zum Abschluss beleuchten Axel und Hanna die Zukunft der deutschen Kulturförderung. Axel wirft die Debatte auf, ob die subventionierte Kultur noch ausreichend rezipiert wird und zitiert Peter Gelb von der Met Opera, der vor staatlicher Abhängigkeit warnt. Axel fragt: „»Ich glaube, der Druck auf dieses Konstrukt wächst und wir müssen uns überlegen, wie legitimieren wir das eigentlich noch in Zukunft oder muss nicht auch innerhalb der Kultur vorgedacht werden und müssen wir uns nicht tatsächlich unabhängiger von kultureller Förderung machen?«. Hannah argumentiert vehement für die staatliche Förderung, da sie künstlerische Freiheit, faire Bezahlung und Sicherheit biete.

